Einfach Glück verschenken

planetarium tim rusterTim Ruster ist Planetariumsführer in Köln. Bei seinen Vorträgen und Führungen erklärt der Jura-Student den großen und kleinen Besuchern die unendlichen Weiten des Universums, die Besonderheiten unserer Milchstraße, die Eigenschaften der Planeten in unserem Sonnensystem und vieles mehr. Nebenbei hat er die Cartoon-Reihe „Astro-Comics“ erfunden, die Jung und Alt den Einstieg in die Astronomie spielerisch mit Witz und Charme erleichtern soll. Die Redaktion von „Am Rande der Milchstraße“ besuchte Tim im Kölner Planetarium und hatte jede Menge Fragen…

Tim, wie wird man eigentlich Planetariumsführer?

Über meinen früheren Lehrer. Der hatte mich zu Schulzeiten angesprochen, dass jemand gesucht wird. Das Kölner Planetarium befindet sich nämlich im Keller von meiner alten Schule. In den Freistunden habe ich dann schon als Schüler meine ersten Führungen gehalten. Das war ziemlich praktisch. Und auch nach dem Abitur bin ich dem Planetarium treu geblieben.

Was gefällt dir denn so gut am Planetarium?

Es klingt vielleicht etwas pathetisch, aber das Planetarium ist ein magischer Ort für mich. Man ist von der Außenwelt komplett isoliert und nur von Sternen, Galaxien und hier und da einem Portrait von Einstein umgeben. Der perfekte Ort, um sich fallen zu lassen und sich immer wieder daran zu erinnern, dass wir nur ein ganz kleiner Punkt im Universum sind. Allerdings ein sehr schöner Punkt!

Also ist die Erde auch dein Lieblingsplanet?

Auf jeden Fall! Auch alle anderen Planeten unseres Sonnensystems sind faszinierend, aber rein objektiv sind wir wahrscheinlich alle froh, dass wir auf der Erde leben und zum Beispiel nicht auf Merkur, wo man tagsüber verbrennen und nachts erfrieren würde.

Was war die beste Führung, die du je gemacht hast?

Ich finde jede Führung schön, an der viele Kinder teilnehmen. Kinder stellen oft die verrücktesten Fragen und regen mich immer wieder zum Nachdenken an. Letzte Woche wollten einige Kinder ein Autogramm von mir, das war natürlich auch toll! Es gab aber auch schon andere außergewöhnliche Führungen. Wir hatten einmal eine Gruppe sehbehinderter Menschen bei uns zu Besuch. Obwohl sie nichts sehen konnten, hat sie das Erzählte über das Universum sehr beeindruckt!

Was war denn die verrückteste Frage, die dir ein Kind gestellt hat?

Ein Kind hat mich mal gefragt, ob ich nicht sein Vater sein könne. Das hatte zwar nichts mit Astronomie zu tun, aber war sehr süß! Manchmal sind aber auch die Antworten auf meine Fragen zum Schmunzeln. Zum Beispiel auf die Frage, was es alles im Universum gibt. Hören wollte ich eigentlich sowas wie „Galaxien“, „Planeten“ etc. Ein Kind sagte dann aber einfach: „Einen Hals“. Oder als ich die Runde fragte, wer das Sternbild Herkules kennt. Ein Mädchen antwortete dann ganz verschämt „Hercules ist doch eine Krankheit…“. Vielleicht hatte sie es mit Herpes verwechselt.

Aber nicht nur für Kinder hältst du Führungen. Neulich gab es eine Führung für die Redaktion des Straßenmagazin „Draussenseiter“. Wie entstand die Idee dazu?

Ich kenne die Redakteurin von dem Magazin schon eine Weile. Da es in einer Ausgabe um das Thema „Glück schenken“ ging, dachten wir uns, dass es doch keinen besseren Weg gibt, Glück zu verschenken, als mit einem kostenlosen Blick in die Sterne. Vor allem in der Weihnachtszeit hat das gut gepasst.

Wie war die Führung? Irgendwie anders?

Total! Viele der Mitarbeiter des Draussenseiter-Magazins lebten selber mal ganz oder teilweise auf der Straße und wissen, was es bedeutet, unter freiem Himmel zu schlafen, also unter dem Sternenzelt. Ich habe ihnen dann gezeigt, wie man sich am Himmel orientiert und was die einzelnen Sternbilder zu bedeuten haben. Das war für die Mitarbeiter etwas ganz Besonderes. Glück ist manchmal wirklich leicht zu verschenken.

Machst Du noch mehr im astronomischen Bereich?

Auch privat bin ich ein großer Astronomie-Fan! Meine Freundin und ich richten oft unser Teleskop auf den Mond und besuchen auf unseren Reisen so viele Sternwarten und Planetarien wie möglich. Außerdem habe ich vor einigen Monaten eine Cartoon-Reihe erfunden, in der es nur um Astronomie geht. Deswegen habe ich sie „Astro-Comics“ getauft.

Was ist „Astro-Comics“ genau?

„Astro-Comics“ ist die beste Cartoon-Reihe der Galaxie! Die Protagonisten der Comics sind die Planeten, die Sonne und natürlich Pluto! Also alle „Bewohner“ des Sonnensystems. In lustigen Situationen agieren sie miteinander und erklären dadurch schwierige astronomische Themen. In manchen Astro-Comics geht es um Schwarze Löcher, in anderen um die Entstehung des Mondes und in wieder anderen um Plutos Schicksal als Zwergplanet. Die Astro-Comics sollen den Einstieg in die Astronomie erleichtern und so auch Leuten, die sich vorher noch nie mit dem Weltraum beschäftigt haben, zeigen, wie faszinierend unser Universum eigentlich ist!

Wo kann man die Comics sehen?

Da gibt es viele Möglichkeiten! Man kann sich natürlich auf der Homepage von Astro-Comicssehen. Wem das noch nicht genug ist, kann Astro-Comics auch gerne auf Facebook oder Instagram folgen.

Was sind deine Pläne mit Astro-Comics?

Ich wünsche mir, dass Astro-Comics nicht nur in astronomischen Insider-Kreisen bekannt ist, sondern dass es irgendwann jeder kennt! Denn die Cartoons spielen oft auf Alltagssituationen an und können auch lustig sein, wenn man vom Weltall keinen blassen Schimmer hat.
Dieses Jahr habe ich gemerkt, dass man mit den Cartoons vielen Leuten eine Freude machen kann. Ich war beispielsweise zu Besuch im Kinderkrankenhaus und habe dort mit krebskranken Kindern Planeten gezeichnet. Es war ein schönes Gefühl, zu sehen, wie man den Kindern die Zeit an der Dialyse etwas versüßen kann. Sowas würde ich gerne nächstes Jahr noch viel öfter machen!

Für die Zukunft: Wohin soll die berufliche Reise gehen?

Für eine Astronauten-Karriere ist es zu spät. Deswegen wäre ich sehr glücklich, wenn ich irgendwann mein eigenes Planetarium betreiben könnte und nebenbei noch erfolgreicher Astro-Cartoonist wäre. Astronomie zu betreiben und an andere weiterzugeben macht mir Spaß, oder mehr noch: Es macht einfach glücklich. Und dieses Glück möchte ich auch in Zukunft mit vielen Menschen teilen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte planetenwanderer aus der „Am Rande der Milchstraße“-Redaktion.

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