Am 9. Mai 2016 ist es soweit: Der kleine Merkur wandert vor der Sonne vorbei. Was dann passiert? Man kann es als kleine Sonnenfinsternis bezeichnen. Dieses Himmelsschauspiel entsteht, wenn sich der Mond exakt auf eine Linie zwischen Erde und Sonne schiebt und die Sternscheibe komplett verdeckt.
So ein beeindruckendes Himmelsereignis wird Merkur bei Weitem nicht hinbekommen. Der kleine Planet, der in 88 Tagen einmal um unseren Stern wandert, ist viel zu winzig, um ihn komplett zu verdecken. Nur 0,004 Prozent vermag er zu verdunkeln. Jetzt mag man denken, dass unser Mond doch gar nicht viel größer ist als Merkur. Und er hat es trotzdem geschafft, die Sonne zu verdecken. Das stimmt. Liegt aber auch an der Position des Betrachters. Merkur hat einen Abstand zur Sonne von 58 Millionen Kilometer. Das ist in astronomischen Maßstäben übrigens ein Katzensprung. Zum Vergleich: Der Abstand zwischen Erde und Sonne beträgt 150 Millionen Kilometer. Somit befinden wir uns viel weiter von Merkur entfernt als von unserem Mond, der direkt um uns herum kreist. Könnt Ihr euch nichts drunter vorstellen? Ich auch nicht wirklich. Daher ein besseres Beispiel: Der Kopf einer Stecknadel ist unser Merkur. Führen wir diesen vor einer leuchtenden Kerze vorbei, bedeckt der Kopf der Nadel die Flamme nur in kleinen Teilen und wandert als schwarzer Punkt vor ihr her. Führen wir die Nadel aber näher ans Auge (und kneifen ein Auge dabei zu), scheint der Nadelkopf viel größer im Verhältnis zur Flamme zu sein und einen größeren Teil zu bedecken. Der Kopf ist näher am Auge des Betrachters. So ist das auch mit Mond und Merkur und deswegen verdeckt Merkur nur einen kleinen Teil. Aber auch das ist schon etwas ganz Besonderes.
Merkurtraniste sind sehr selten. Nur ganz selten liegt er auf der passenden Ebene, eben der, von der wir aus wir Merkur direkt vor der Sonnenscheibe sehen. Diese seltene planetare Konstellation nennen wir untere Konjunktion. Dabei handelt es sich um nichts anderes als ein Überholmanöver des inneren Planeten.
Merkurtransite beobachten
Wie kann man einen Merkurtransit denn nun beobachten? Ganz wichtig: Auf keinen Fall mit einem Fernglas oder einen Teleobjektiv versuchen, einen Blick auf den wandernden Planeten zu erhaschen. Niemals sollte man ohne Schutz in die Sonne schauen!
Mit bloßem Auge kann man die Planetenpassage leider nicht sehen. Ich werde den Merkurtransit mit einem Teleskop und vorgeschraubten Sonnenfilter beobachten. Empfehlenswert sind Teleskope ab einer 50-fachen Vergrößerung. Starten wird das Spektakel ab etwa 13 Uhr, wenn Merkur auf der östlichen (linken) Seite vor die Sonnenscheibe wandert. Bis ca. 21 Uhr ist der Durchgang zu beobachten. Dabei wird man Merkur allerdings nur als kleinen schwarzen Flecken wahrnehmen. Vielleicht wird er sich gar nicht großartig von den Sonnenflecken unterscheiden. Ihr habt ein Teleskop, aber keinen Sonnenfilter? Auch dafür gibt es eine Lösung. Natürlich dürft Ihr nicht ohne Schutz durch das Teleskop schauen. Die Gefahr zu Erblinden ist extrem hoch! Aber ihr könnt das Teleskop Richtung Sonne ausrichten und hinter das Okular ein weißes Blatt Papier halten. Die Sonne wird als helle Scheibe auf das Blatt projiziert. Merkur wandert auf dem Blatt Papier als dunkle kleine Scheibe vor der Papiersonne entlang. Ideal, um den Transit mit mehreren zu beobachten.
Übrigens: Im Jahre 1631 wurde erstmals eine Merkurpassage direkt beobachtet. Und zwar von dem französischen Astronomen Pierre Gassendi.
Für alle, die kein Teleskop haben: Die NASA wird den Merkurtransit live übertragen.
Die nächsten Merkurtransite:
11. November 2019 | 12:35 | 15:20 | 18:04 |
13. November 2032 | 06:41 | 08:54 | 11:07 |
7. November 2039 | 07:17 | 08:46 | 10:15 |
7. Mai 2049 | 11:04 | 14:24 | 17:45 |
Bildquelle: Von Brocken Inaglory – Eigenes Werk, GFDL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3974418