Er ist gezeichnet von Kratern, sorgt für Ebbe und Flut und erhellt die dunkle Nacht: Die Rede ist von unserem Mond, der treue Begleiter der Erde, der seit Milliarden von Jahren unseren Planeten umkreist. Seine Existenz ist für uns selbstverständlich. Aber: Was wäre, wenn der Mond verschwände?
Eine Welt ohne Mond ist nichts Besonderes. Dafür müssen wir einfach in die direkte galaktische Nachbarschaft schauen. Merkur, der erste Planet in unserem Sonnensystem hat keinen Mond. Und auch Venus direkt nebenan muss auf einen treuen Begleiter verzichten. Dass ein Planet keinen Mond hat, ist also nichts Ungewöhnliches. Schauen wir aber in die andere Richtung jenseits des Asteroidengürtels, sehen wir Monde en masse. Jupiter wird von 69 Monden umkreist, Saturn von 62 und auch Uranus und Neptun haben jeweils kleine Trabanten.
Der Mond unserer Erde dürfte jedem Kind bekannt sein. Zahlreiche Lieder sind ihm gewidmet. Und an seine Anwesenheit haben wir uns von Anfang an gewöhnt. Abends geht der Mond auf, manchmal ist er als Sichel zu sehen, manchmal sogar gar nicht. Dann ist Neumond, der Mond steht genau zwischen Sonne und Erde und wir sehen nur die dunkle, nicht von der Sonne angestrahlte Seite. Wenn wir den Mond also mal nicht sehen, dann nur, weil Neumond ist. Aber was wäre, wenn wir den Mond wirklich gar nicht mehr beobachten könnten? Wenn er von jetzt auf gleich verschwinden würde?
Ebbe und Flut: Ohne Mond keine Schildkröten
Den wohl größten Effekt hat der Mond wohl auf unsere Meere. Ebbe und Flut werden zum größten Teil von unserem Mond verursacht – er zieht förmlich an unseren Ozeanen. Aber auch die Sonne hat einen kleinen Einfluss auf Ebbe und Flut. Wenn der Mond nun nicht mehr am Himmel wäre, hätte das einen erheblichen Einfluss auf die Gezeiten, die viel schwächer ausfallen würden. Meeresschildkröten, die mit den Gezeiten leben, könnten sich nicht mehr orientieren und würden vermutlich aussterben. Oder Haie könnten keine Fische mehr jagen, die sie nachts nur durch das Mondlicht erkennen.
Ohne Mond dreht’s sich schneller
Durch die Gravitation des Mondes entstehen auf den Ozeanen eine Art Wasserberge, die sich zum Mond hinstrecken. Die Kraft des Mondes und die Wirkung auf die Ozeane sorgen dafür, dass sich die Erdrotation verlangsamt. Würde diese Kraft nun weg fallen, gäbe es zunächst verheerende Überschwemmungen an den Küstengebieten, da die Wasserberge einfach in sich zusammen fallen würden. Danach würde sich die Drehgeschwindigkeit der Erde erhöhen. Das ist wie beim Eiskunstlauf: Breitet der Eiskunstläufer bei einer Pirouette seine Arme aus, dreht er sich langsamer, zieht er sie an den Körper heran, dreht er sich schneller.
Der Mond sorgt also für die Drehgeschwindigkeit der Erde – und dafür, dass ein Tag ca. 24 Stunden dauert. Ohne unseren Trabanten würde ein Tag dreimal so schnell vergehen. Das ist an einem Montag vielleicht ganz angenehm, aber ein Samstag, der nur acht Stunden dauert? Der Mond schenkt uns also Zeit.
Außerdem würden durch die schnellere Rotation auch starke Stürme entstehen, denen sich viele Tiere nicht entgegen stellen können. Ein großes Artensterben wäre die Folge. Vermutlich würde es auch extrem laut werden auf der Erde – schon mit Mond sorgt das Heulen des Windes durch die Dachfenster für schlaflose Nächte.
Mond sorgt für stabile Jahreszeiten
Ein fehlender Mond am Himmel würde außerdem die Neigung der Erdachse beeinflussen. Unser Planet ist auf seiner Umlaufbahn geneigt, ganze 23,5 Grad. Diese Neigung sorgt unter anderem für Jahreszeiten, da die Sonnenstrahlen unterschiedlich auf die Atmosphäre auftreffen und somit mal die Südhalbkugeln erwärmen und mal die Nordhalbkugel. Diese Neigung ist seit Milliarden von Jahren stabil – dank unseres Mondes.
Ohne Mond wären die Tropen am Nordpol
Wäre der Mond nicht als stabilisierende Kraft am Himmel, würde sich unsere Erde zu einem Kreisel entwickeln, der irgendwann zu straucheln anfängt. Unsere Erde würde also auf ihrer Umlaufbahn umhereiern und die Neigung der Achse würde sich stark verändern. Nach einigen tausend Jahren würde sich das Klima stark verändern. Dann kann man am Nordpol Faultiere im Dschungel beobachten und am Äquator würden sich eisige Landschaften bilden. Wenn man so will, sorgt der Mond also dafür, dass unsere Jahreszeiten stabil bleiben und Pflanzen und Lebewesen überhaupt existieren können. Ohne unseren Mond hätte sich das Leben auf der Erde vermutlich gar nicht entwickeln können.
Sicherlich gibt es noch mehr Szenarien, die eintreten, wenn der Mond verschwände. Fakt ist: Ohne Mond wäre unsere Erde sehr einsam. Doch so unwahrscheinlich ist das ganze Gedankenspiel nicht. Immerhin entfernt sich der Mond von seinem Planeten. Ganze vier Zentimeter im Jahr rückt der Mond ein Stückchen mehr von der Erde weg. Doch bevor er ganz von der Erde verschwindet, wird unsere Sonne dem Gedankenspiel ein Ende bereiten. Denn wenn sie sich zu einem roten Riesen entwickelt, ist es eigentlich auch wieder egal, ob ein Mond am Himmel steht oder nicht. Bis dahin aber freuen wir uns über das wunderschöne Objekt am Himmel, dass uns ausreichend Licht in dunklen Nächten schenkt.