Womit verbindet Ihr einen hellen Vollmond in einer lauen Sommernacht? Romantik? Sehnsucht? Eigentlich ist der Orbiter Überbleibsel der größten Katastrophe, die unsere Erde je erlebt hat. Hier ist die Geschichte von Theia, die den größten Unfall im Sonnensystem provozierte.
Es war einmal ein Protoplanet. Ein Planet in der ersten Phase seiner Entstehung; ein Vorläufer eines Planeten. Der hieß Theia. Man sagt, Theia sei nur hypothetisch, weil ihre (weiblich weil Theia eine Tochter eines Titans in der griechischen Mythologie war) Existenz niemals ganz bewiesen werden konnte. Aus einem einfachen Grund: Den Protoplaneten gab es plötzlich nicht mehr.
Theia taumelte in der Frühzeit des Sonnensystems vor ca. 4,5 Milliarden Jahren um die Sonne herum. Dabei bewegte sie sich nicht in geraden Bahnen, sondern spiralförmig. Irgendwann kam Theia aber etwas in den Weg: Unsere Protoerde, die damals noch Gaia hieß.
Protoplaneten ohne Bremssystem
Der galaktische Crash war vorprogrammiert. Natürlich hatten beide Protoplaneten kein automatisches Brems- oder Ausweichsystem. Theia taumelte auf ihrer Bahn nichtsahnend vor sich hin und kam Gaia immer näher. Plötzlich passierte es: Die marsgroße Theia rempelte Gaia von der Seite so heftig an, dass ein großer Brocken aus Gaia herausgerissen wurde. Theia selbst wurde bei dem Manöver auseinandergerissen. Ein Teil von ihr hat sich der noch flüssige Gesteinsplanet Gaia direkt einverleibt, die Eisenkerne der beiden vereinten sich. Der andere Teil von Theia wurde gemeinsam mit Gaias Bruchstücken auf Nimmerwiedersehen in den Erdorbit herausgeschleudert.
Innerhalb von kürzester Zeit, ca. 100 Jahre (für astronomische Verhältnisse ist das eine Millisekunde) hat sich der heutige Erdmond herausgebildet. Bis zu seinem heutigen Aussehen vergingen ca. 10.000 Jahre. Die Trümmer von Theia und die herausgerissenen Stücke von Gaia vereinigten sich gravitationsbedingt und schlossen sich zu einem Mond zusammen, der bis heute die Umlaufbahn von Gaia, der heutigen Erde, nicht verlassen hat. Das ist die Geschichte der Mondentstehung. Zumindest die, die am weitesten verbreitet ist.
Woher weiß man das? Ganz klar: Analysen von Mondgestein haben gezeigt, dass sich unser Mond der Erde in der chemischen Zusammensetzung sehr ähnelt – geochemische Zwillinge sozusagen.
Andere Hypothesen
Aber wie gesagt: Das hier ist nur die Geschichte eines taumelnden Protoplaneten. Bewiesen ist nichts. Stattdessen gibt es viele andere Theorien, wie der Mond entstanden sein könnte. Da gibt es zum Beispiel die Einfangtheorie, die besagt, dass die Gravitation der Erde einen Asteroiden eingefangen hat, der der Erde einfach ein wenig zu nah gekommen ist. Das hatte übrigens schon der große Philosoph René Descartes im 17. Jahrhundert behauptet.
Eine andere Theorie ist die der Abspaltung. Nach ihr hat sich der Mond durch eine unglaublich schnelle Rotation der noch zähflüssigen Erde wie ein Tropfen aus ihr selbst herausgelöst. Die Theorie der Schwesterplaneten besagt, dass Erde und Mond gleichzeitig entstanden sind. Oder es gab einst viele Monde um die Erde herum, die miteinander kollidiert sind und sich zu einem großen Mond vereinigt haben – die sogenannte Viele-Mond-Theorie. Es geht noch weiter: Manche geben der Theorie des estnischen Astronomen Ernst Öpik recht: Aus verdampfendem Material von der Erde habe sich der Mond herausgebildet.
Viele Theorien. Aber keine Beweise.