Planet Neun: Warum er nicht entdeckt wurde!

planet neun rundAnfang des Jahres war es die Schlagzeile: Ein neunter Planet wurde enttarnt. Aber eigentlich hat ihn nie jemand gesehen. Wie kam es dann zu diesem Hype in den Medien? 

Neun Planeten waren es einmal. Pluto wurde bereits 2006 sein Planetenstatus aberkannt. Er ist zu klein und hat seine Umlaufbahn um die Sonne nicht frei geräumt. Eines der wichtigsten Kriterien für einen Planeten. Jetzt soll die Planetenreihe doch wieder um einen neunten Planeten erweitert werden, wenn man der Berichterstattung vom 20. Januar Glauben schenkt. Die Forscher Konstantin Batygin und Mike Brown vom California Institute of Technology in Pasadena sollen einen neuen Planeten jenseits der Neptunbahn aufgespürt haben. Planet Neun hat am 20. Januar 2016 die Schlagzeilen dominiert. Nur: Er wurde gar nicht entdeckt! Was aber ist geschehen?

Anleitung zur Planetenentdeckung

Zunächst die Enttäuschung: Planet Neun kann (noch) nicht direkt mit einem Teleskop beobachtet werden. Denn obwohl er die zehnfache Masse der Erde haben soll und ein Erdjahr dort zwischen 10.000 und 20.000 Jahren liegt, ist er einfach viel zu weit von der Sonne entfernt – rund 20 Mal mehr als die Entfernung zwischen Sonne und Neptun. Und Neptun ist bereits 4,5 Milliarden Kilometer von unserem Stern entfernt! Das reflektierte Licht von Planet Neun kommt einfach nicht mehr bei uns an.

Also, zur Entdeckung von Planet Neun gibt es folgendes Rezept: Man mache sich erst einmal klar, dass es keine Entdeckung eines Planeten war, sondern eine Vermutung, dass da ein massereiches Objekt sein muss, das die Umlaufbahn von Asteroiden und weiteren Objekten erheblich beeinflusst.

Geniale Arbeit und hochkomplizierte Berechnung der Wissenschaftler

Dann nehme man zwei geniale Forscher und gebe ihnen die Aufgabe, den Transneptunbereich des Sonnensystems zu beobachten. Hinter Neptun tummeln sich jede Menge Objekte. Man gebe also den Forschern ein Spezialteleskop und lasse sie die Asteroiden, die weit hinter Neptun ihre Bahnen ziehen, beobachten. Man fasse dann folgende Erkenntnis: Die Asteroiden tummeln sich nicht wild umher, sie folgen einer scheinbar vordefinierten Bahn. Man denke sich: Die Asteroiden haben bestimmte gleiche Eigenschaften. Und man schlussfolgere: Nur ein Objekt von extrem großer Masse kann die Asteroiden zu dieser Umlaufbahn zwingen.

Dann nehme man diese Daten und analysiere sie in einer Computersimulation. Man stelle im Folgenden komplizierte mathematische Berechnungen an und ziehe das Resümee: Die Bewegungen der Asteroiden werden von einem Planeten gesteuert, der die Asteroiden mit seiner Gravitation „stört“ und ihre Bahnen alle auf die gleiche Art und Weise verändert. Man füge nur noch eine kleine Prise Dramatik hinzu und schon heißt es reißerisch in den Medien, man habe einen neuen Planeten entdeckt. Entdeckt wurde de facto nichts.

Wir lesen spannend klingende Schlagzeilen, aber ob es einen weiteren Planeten da draußen gibt, ist ungewiss. Die Suche nach dem Unsichtbaren geht weiter. Wir wissen aber: Die Existenz eines Planeten ist ziemlich sicher. Wann, und ob so ein Planet jedoch entdeckt wird, bleibt ungewiss. Die wertvollen Arbeiten der Forscher wie Batygin und Brown werden in den nächsten Jahren hoffentlich ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Den kompletten Bericht im „The Astronomical Journal“ (Bericht als PDF-Version).

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